Das Reiterhippodrom
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Phillipe Karl
in Springen und Dressur 21.03.2012 07:58von 147inertiacreeps • Reitlehrer

Habe von Franzi eine DVD von Philippe Karl geliehen bekommen.
Was haltet ihr von ihm? Kennt jemand die Reitweise genauer?
Ich muss sagen, mich hat das auf den ersten Blick eher ziemlich abgeschreckt.
Die Übungen, die er zu den Seitengängen einbaut, fand ich super und ich finde auch seinen Sitz nicht verkehrt, der sitzt sehr sicher auf dem Pferd.
Schön fand ich auch, dass er alles sehr ruhig und mit ganz viel Lob gemacht hat (zumindest öffentlich).
Was mir gar nicht gefallen hat, war die Anlehnung. Egal ob Trense oder Kandare flatterten bei ihm munter die Zügel, kein Pferd hatte eine stetige Anlehnung oder ging zuverlässig durchs Genick (zumindest für meine Augen).
Gerade wenn man auf Kandare reitet, sollte man aber doch ein Pferd stetig durchs Genick und in Anlehnung reiten?!
Also so warm wurde ich jedenfalls nicht damit. Würde mich mal interessieren, was ihr davon haltet . (nein, ich möchte meine Reitweise nicht ändern *g*)
Zahme Vögel singen von Freiheit. Wilde Vögel fliegen.

RE: Phillipe Karl
in Springen und Dressur 21.03.2012 10:05von Lieschen • Goldenes Reitabzeichen

Also, ich finde, man kann sagen, was man will: der ist auf jeden Fall ein begnadeter Reiter. Der Mann hat einen fantastischen Sitz und weiß ganz genau, was er auf dem Pferd macht.
Genau das ist aber mE das Problem. Er fuhrwerkt vielleicht noch mit Sinn und Verstand im Maul rum, aber das gelingt den wenigsten Leuten und dann kommt es zu diesen fürchterlichen Bildern, die man überall sieht. Die haben nämlich alle ihre Pferde nämlich nicht so begnadet am Sitz wie PK himself und vieles wird auch einfach missverstanden.
Allgemein ist die französische Klassik nicht so meins. Mir ist das zu handfixiert und da ich ohnehin schon immer zu viel mit der Hand mache, wäre das mein Tod. Das ganze Flexionieren finde ich nach wie vor weitgehend sinnlos und auch nicht ganz ungefährlich, falsch ausgeführt kann man dem Pferd sicherlich einiges an Schaden zufügen. Außerdem hat PK selbst einen an der Klatsche und ist mir viel zu dogmatisch. Der Mann guckt ja echt nicht nach links und rechts und sucht überall Feindbilder.
Es ist aber auch nicht alles schlecht, was er macht. Einiges von dem, was er schreibt, hat durchaus Hand und Fuß. Das Problem ist mE häufig eher die Ausführung. Zwischen Theorie und Praxis klaffen bei dem Mann ganz schön große Gräben.
Die französischen Klassiker haben übrigens eine andere Auffassung zum Thema, wie man Anlehnung erarbeitet. Denen kommt es vor allem erstmal auf einen lockeren Unterkiefer und ein nachgiebiges Genick an, allgemein wünscht man sich dort auch ein wesentlich lebendigeres Maul, als das, was man in unseren Breitengraden so gewöhnt ist. Daher das „Rumgezuppel“ und das Geflexe. Das Pferd wird immer wieder zum Kauen und Nachgeben aufgefordert.


Ich habe auf der Equitana eine Vorführung von PK gesehen und finde es auch teils//teils.
Natürlich ist es bemerkenswert, was ER erreicht, aber wie Lieschen schon schrieb, das kann kaum einer nachreiten. Und ich hatte zumindest auf der Veranstaltung nicht das Gefühl, dass er besonders viel Wert darauf legt (also aufs Nachreiten-können), ich jedenfalls fand' seine Erklärungen nicht nachvollziehbar. Gut, das kann unter Umständen auch an der Übersetzung gelegen haben, das weiss ich nicht.
Die Idee vom tätigen Maul und offenem Genick finde ich grundsätzlich nicht so verkehrt, mir persönlich gefällt sein Weg nicht.
Aber wie gesagt, es mag daran liegen, dass ich es nicht verstanden habe...
LG
Dani2

RE: Phillipe Karl
in Springen und Dressur 21.03.2012 17:55von 147inertiacreeps • Reitlehrer

Sitzneid hatte ich definitiv auch, der sitzt bombenfest und dabei super weich, beneidenswert!
Allerdings genau das Rumgezuppel und die Anpreisung der Kandare hat mir einfach nicht so gefallen. Er hat zwar schon auch erklärt, dass z.B. das Pferd eben sehr dazu neigt, auf die Hand zu gehen und er den deswegen immer hochzuppelt, aber wieso der Kopf dann zum Durchparieren richtig hochgezogen werden muss, verstehe ich nicht so ganz?
Mir hat einfach das Gesamtbild nicht so zugesagt. Wie gesagt, die Übungen zu den Seitengängen waren super interessant (und das Pferd beneidenswert fleißig, locker und biegsam ), aber mir war trotz der Ruhe, die er selbst ausstrahlt und des vielen Lobes im Reiten selbst zu viel Unruhe.
Lieschen, was ist denn der Unterschied zur spanischen Klassik?
Zahme Vögel singen von Freiheit. Wilde Vögel fliegen.


RE: Phillipe Karl
in Springen und Dressur 21.03.2012 23:35von noame • Turniertrottel

Ich kann in einigen Ansätzen von PK schon "sinnvolles und gutes" erkennen, allerdings stört mich auch, was Lieschen schon geschrieben hat, er ist schwer dogmatisch, und SEIN Wort ist das gültige, und neben ihm gibt es sowieso so gut wie keine guten Reiter. Das finde ich eher abschreckend, selbst wenn einige Ansätze die er hat, nicht so falsch sind in meinen Augen.
Leider ist diese Fixiertheit auf die Hand bei ihm schon extrem, und schon dadurch wird vieles von seinen "Jüngern" (ich sage mit Absicht nicht, Schülern, weil es das nicht treffen würde - gemeint sind diejenigen, die sich zwar mit ihm beschäftigt haben, aber komplett ohne sinnvolle Anleitung) so falsch umgesetzt. "Nach Karl reiten" ist einfach nicht gleichzusetzen mit einer durchgehend hohen Hand, wie ich das nun schon so häufig gesehen habe.
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Das wirklich gute Lernen bewegt sich in kleinen Schritten auf einem Grad zwischen Monotonie und Chaos. Susanne von Dietze
Man muß die Feste feiern, wie sie fallen, und das Wetter nehmen, wie's ist.

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