Das Reiterhippodrom
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Ent"geistern"?
in Bodenarbeit 29.10.2013 22:39von Junea • Kleines Hufeisen | 245 Beiträge | 263 Punkte
Hallo zusammen,
mein Pferdchen steigert sich allmählich in alle möglichen Panikattacken hinein. Es reicht ein Mantel an der Tür und er glotzt. Ok glotzen ist noch ok, aber wegspringen, oder umdrehen geht gar nicht. Da hab ich wirklich kein Verständnis.
Wehende Weidebegrenzungen (na die stromleitenden weissen Bänder halt) oder prinzipiell alles neue was am Tag zuvor noch nicht da war geht gar nicht.
Ist ein anderes Pferd dabei akzeptiert er es irgendwie, allein? No WAY! Da kommen dann ganz erstaunliche Reaktionen von auf dem Absatz umdrehen oder wegspringen oder angewurzelt stehen bleiben ist da alles dabei.
Hab etwas über Schrecktraining gelesen. Hat da jemand Erfahrung oder kann mir jemand Literatur zum einlesen empfehlen? Bin da für ziemlich viele Vorschläge offen.
RE: Ent"geistern"?
in Bodenarbeit 29.10.2013 23:06von Just for fun • Turnierreiter | 3.541 Beiträge | 3548 Punkte
Fällt mir nur eins dazu ein, ein Zitat von Ludger Beerbaum: "Widersätzlichkeit des Pferdes beginnt, wenn das Vertrauen zum Reiter nicht mehr ausreicht" - will sagen: Vertrauen aufbauen, Sicherheit vermitteln, dann Gehorsam einfordern. Ohne Tricks, ganz sachlich und fair....
„Takt ist eine schreckliche Sache - wenn man ihn nicht hat, regt sich jeder auf,
wenn man ihn hat, merkt das kein Mensch“
(Shirley McLaine)
RE: Ent"geistern"?
in Bodenarbeit 30.10.2013 07:47von Mina • Reitlehrer | 5.765 Beiträge | 5833 Punkte
Bin da absolut bei Just - erinnert mich übrigens an ein nettes Springreiterzitat: "Wenn mein Pferd was anschauen mag, lass ich ihn schauen - dafür hat er ja Augen - und wenn ich weiter will und das Pferd immer noch schauen will, habe ich wohl nicht lange genug schauen lassen" Fand ich gut, so einfach und so passend..
Junea, du hast dein Pferd ja erst seit Kurzem. Ihr müsst euch doch erst aneinander gewöhnen, deiner ist halt nicht der Typ, der von sich aus die Gelassenheit für euch zwei übernehmen könnte, noch dazu ist er ein Jungspund, der viel lernen muss. ER braucht Sicherheit, und die musst DU ihm geben. Das dauert.. Wochen, Monate oder Jahre - kommt aufs Pferd und den Menschen an - und an diesem Vertrauen muss man bis zum "Ende" auch täglich arbeiten.
Bei Problemen mit grundlegenden Sachen dieser Art empfehle ich das Buch "Be Strict!" von M. Geitner. Hat bei so manchem schon Aha-Erlebnisse ausgelöst und vielleicht wär das ja auch was für dich.
RE: Ent"geistern"?
in Bodenarbeit 30.10.2013 20:07von Junea • Kleines Hufeisen | 245 Beiträge | 263 Punkte
hey, danke euch.
Dass es am Vertrauen liegt keine Frage. Ich bin eigentlich nicht verkrampft oder angespannt oder denke mir... OMG jetzt geht er gleich wieder ab. Ich versuchs so locker wie möglich zu sehen und ich habs mit Glotzen probiert, aber fast denk ich mir jetzt weniger schaun lassen hilft mehr.
Das buch werd ich mir mal ansehen. Ich würde so gerne einen entsprechenden Kurs mitmachen wo ich mit dem Pferd zusammen lernen kann. Aber bisher habe ich nichts gefunden das bei mir in der Nähe und unter 2h Fahrtzeit wäre... Werd die augen offen halten.
@Mary Also besonders mutig war er bisher nie. Aber seit ein paar Tagen "spinnt" er wirklich ein bisschen arg. Hab ihn heute mit dem Bereiter losgeschickt und da hat er scheinbar auch blöd getan. Auf dem Rückweg wars dann besser! Weiss auch nicht. Ich dachte mir eher dass mir vielleicht Schrecktraining etwas bringen könnte. Er ist ja kein Dummer und er bindet sich ja wirklich an seine Bezugspersonen... naja mal schaun! Immerhin weiss ich jetzt dass er auch bei anderen schreckhaft ist und es nicht direkt an mir liegt.
RE: Ent"geistern"?
in Bodenarbeit 30.10.2013 20:17von *Seljalandsfoss • Reitlehrer | 5.822 Beiträge | 5944 Punkte
Wie reagierst du denn auf sein Glotzen, kommt das aus heiterem Himmel oder denkst du dir: "Rote Decke auf der Hallenbande, oh Schei*e..., der fängt gleich wieder an!", fängst unbewußt an zu klemmen und bestärkst ihn unbewußt in seiner Unsicherheit. Ich hab gemerkt, dass es viel an der inneren Einstellung liegt, denk nicht: "Shit, der haut gleich wieder ab!", sondern "Tschakka, heute gehen wir ganz entspannt am Monster vorbei!", du sitzt ganz anders, gibst ihm damit Sicherheit und dadurch wird er auch ruhiger. Also ein positiver Kreislauf.
Am besten hat mir immer ein Mantra geholfen: "Du gehst da jetzt ganz ruhig vorbei!" - und dann war's auf jeden Fall besser als vorher. Muß man nicht laut sagen, denken hilft schon.
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Es ist ne simple Regel, doch sie stimmt:
Alles macht mehr Spaß, wenn man sich mal 'ne Auszeit nimmt.
Wer immer allen Regeln folgt, der wird nicht glücklich alt.
Und mancher, der vernünftig tut, ist selber durchgeknallt.
(Wise Guys - Klassenfahrt)
RE: Ent"geistern"?
in Bodenarbeit 30.10.2013 20:30von Junea • Kleines Hufeisen | 245 Beiträge | 263 Punkte
nö überhaupt nicht ich hab den Schenkel dran und fertig
Beispiel: War mit ihm in der Halle. Alles super! Dann kommt eine rein hängt ihre Jacke über die Hallenbegrenzung und macht sich an den Cavaletti zu schaffen. Da hab ich mir nichts dabei gedacht. Wirklich überhaupt nichts. Pferd aber. OHO aus dem nichts macht der eine Wendung dass jeder Westernreiter neidisch wird. und ich? Hab noch ne Handvoll Mähne erwischt sonst wäre ich direkt geflogen...
aber wenn der beim Ausritt schon permanent glotzt und zwar an alles und total unentspannt läuft dann hock ich auch nicht mehr entspannt. Am Anfang ok, aber je länger er blöd tut um so mehr macht er mich damit wild. Das nervt so, vor allem da ist wirklich "nichts"....
RE: Ent"geistern"?
in Bodenarbeit 30.10.2013 21:02von *Seljalandsfoss • Reitlehrer | 5.822 Beiträge | 5944 Punkte
Also, wenn sich das hochschaukelt, hab ich die Erfahrung mit dem Gauchotier gemacht, dass singen helfen kann. Ist vielleicht kein Allheilmittel, aber es verhindert 2 Sachen ganz gut: Dass man selbst anfängt zu krampfen, v.a. im Unterleib geht das nicht, solange man singt und man kommt über diese Genervtphase drüber.
Gaucho konnte ja auch vor allem wegrennen und Gaucho war auch der Meinung, das Wetter wird besser, wenn man im Platzregen anfängt zu prusten und zu piaffieren - dem hab ich vorgesungen, hat komischerweise sehr gut funktioniert.
Edit sagt: Das ist kein Patentrezept, bitte nicht falsch verstehen, aber ich hab damit gute Erfahrungen gemacht. Ein Pferd nicht besser laufen, weil man ihm was vorsingt, aber es kann manche Situationen lösen.
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RE: Ent"geistern"?
in Bodenarbeit 30.10.2013 22:06von Danja • Goldenes Reitabzeichen | 10.127 Beiträge | 10128 Punkte
Singen hilft wirklich, die Erfahrung hab ich auch gemacht. Es reicht wahrscheinlich auch, wenn man leise singt (wenn einem das in der Halle sonst unangenehm ist) ich hab das eher im Gelände gemacht bisher, da war mir egal ob mich jemand hört.
Generell bin ich übrigens auch dafür, das Pferd gucken zu lassen. Aber wenn Pabbles einfach nur nen Furz quersitzen hat und meint, sich an Unsinn doof gucken zu müssen, akzeptiere ich das nicht immer. Dann hilft es manchmal auch, einfach ihren Kopf wegzudrehen und weiterzutreiben. Sonnst starrt sie sich fest und steigert sich rein, bis sie wirklich Angst bekommt vor etwas, wo sie sonst nur ein bisschen unsicher geworden wäre.
Gehst du spazieren mit deinem Pony? Klappt es da besser? Pabbles ist von unten meist besser kontrollierbar, wenn sie Angst hat, als von oben. Da ist jedes Pferd anders.
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Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)
Ich möchte noch heute den Totenschädel des Mannes streicheln, der die Ferien erfunden hat. (Jean Paul)
RE: Ent"geistern"?
in Bodenarbeit 30.10.2013 22:49von Löckchen • Großes Hufeisen | 329 Beiträge | 344 Punkte
Ich schließe mich Just und Mina an. Dein Pferd ist noch nicht lange bei dir und auch noch jung. Wahrscheinlich kennt er noch nicht viel und ist auch noch nicht richtig angekommen. Ich würde nicht versuchen ihn an den "schrecklichen" Dingen vorbei zu zwingen, sondern ruhig drüber weg reiten. Wenn das nicht funktioniert, versuch doch in der Halle jedesmal etwas näher an die gefährlich Stelle ran zu reiten. Verkleiner den Abstand immer so weit, das er es aushalten kann.
Und im Gelände würde ich auch ruhig absteigen und führen, wenn es oben drauf nicht weiter geht. Meiner Erfahrung nach, gibt das den Pferden Sicherheit, wenn man selbst vorneweg geht. So lernt er ja auch, dass er dir vertrauen kann und das überträgt sich irgendwann auch aufs reiten.
Schrecktraining kann man ja ganz einfach in die Arbeit einbauen. Alles was er schlimm findet nimmst du halt in die Hand und zeigst es ihm, streichst ihn damit ab, wenn er es zulässt.
Eingewöhnung braucht halt bei jedem Pferd eine gewisse Zeit.
RE: Ent"geistern"?
in Bodenarbeit 31.10.2013 07:22von melanie2776 • Goldenes Reitabzeichen | 16.417 Beiträge | 16645 Punkte
Auch hier wieder das geflügtelte Wort... man muss eben zwei Meter vor dem Pferd her denken. Gerade wenn man einen neu hat ist das dringend nötig. Das heisst nicht das man verkrampft drauf sitzt oder nur Druck macht, aber ich glaube wenn man ein bisschen vorweg denkt kann man viele Situationen einfach umgehen.
Ich bin auch immer dafür Pferde gucken zu lassen. Corona macht das, zwar ganz selten aber manchmal, auch das sie umdreht. Meist wegen augenscheinlichen Kleinigkeiten, Decken die im Wind wehen, Kinder die auf der Reitplatzbegrenzung turnen usw. Die muss dann immer stehenbleiben und gucken, wenn sie nen Schritt näher geht wird die gelobt, wenn sie weichen will kriegt sie Druck. Klappt ganz hervorragend.
Nun kenne ich mein Pferd aber auch in- und auswändig und weiss wenn ich einen Platz betrete wo die guckt bevor sie es tut.
Außerdem ist Corona eher der optische Typ, die erschreckt sich so gut wie nie vor Geräuschen. Bei Sunny ist das anders, die ist ein total akustisches Pferd, was die sehen kann ist okay, was sie hört und ggf. nicht sieht manchmal schwierig.
Gib Euch halt ein bisschen Zeit wenn Du den besser kennst wird sich vieles von alleine erledigen.
Absitzen würde ich persönlich (und das ist wirklich meine ganz persönliche Meinung) nur wenns gar nicht anders geht. Klar gehen die Pferde meist irgendwann mit, aber für mich hat das immer eine Anmutung von "wer zuerst geht wird zuerst gefressen". Außerdem kann das (auch meiner persönlichen Meinung nach) ganz fies ins Auge gehen, wenn der mal einen beherzten Satz an dem Objekt des Schreckens vorbei macht und dabei zur Führperson drängelt. Ich hätte ungern das eins meiner Pferde auf meinen Füßen bremst. Gerade im Gelände würde ich immer auf ein sicheres Führpferd setzen.
Sonnigen Gruß
Melanie
Wahre Prinzen töten für Dich keine Drachen, sondern lieben Dich wenn Du mal wieder einer bist.
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RE: Ent"geistern"?
in Bodenarbeit 31.10.2013 08:00von melanie2776 • Goldenes Reitabzeichen | 16.417 Beiträge | 16645 Punkte
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