Ich hab im Moment echt ein ziemliches Problem. Bolle ist jetzt 5 Jahre alt und bis vor einigen Wochen haben wir ausschliesslich daran gearbeitet, dass sie locker v/a geht. Jetzt meint meine RL, es waere an der Zeit, dass Bolle mehr in der Arbeitshaltung geht und sich richtig biegt, damit sie gerader wird.
Guter Plan, aber an der Umsetzung hapert es total. Reite ich Bolle auf gerader oder grosser gebogener Linie, ist sie zufrieden, der Schweif pendelt etcc, wobei es schon so 15 Minuten dauert, bis ich sie locker bekomme.
Reite ich eine Volte oder 8en, versucht sie mir unter dem Hintern wegzurennen oder schiebt die HH raus und ich muss teilweise recht deutlich werden. Man merkt richtig, wie doof sie das findet, was sich mit gerunzelter Nase und Schweifschlagen aeussert.
Sie hat in letzter Zeit ziemliche Muskeln bekommen und der Sattel sitzt nicht mehr ideal, der Sattler kommt aber morgen. Im Sommer war noch ein Osteopath da und hat alles fuer i.O. befunden. Seitengaenge an der Hand z.B. findet sie auch total bloed, aber wenn wir im Gelaende hinter einem anderen Pferd herreiten, geht das ohne Probleme, in allen Gangarten.
Wie kann ich meinem Pferd denn jetzt beibringen, dass sie sich biegen muss, ohne dass wir uns ewig miteinander anlegen? Ich kann sie ja nicht ewig nur v/a reiten und meine RL meinte, dass sie jetzt muskulaer so weit waere, mal etwas mehr zu arbeiten. Bolle ist schon sehr eigensinnig und mit ihren 5 Jahren war sie bisher auch immer Leitstute, was laut meiner RL noch erschwerend hinzukommt. Sie meint, da muessten wir jetzt durch, dann wuerde es auch wieder einfacher.
Gibt es noch sinnvolle Uebungen, mit denen ich Bolle die Biegung etwas schmackhafter machen kann? Was macht ihr denn, wenn eure Pferde sich nicht biegen wollen?

Von großer gebogener Linie zu einer Acht oder eine Volte ist es ein riesengroßer Schritt. Da überspringst Du zwei Stufen.

Geh zurück, reite einen normalen Zirkel bis sie locker ist. Dann eine flaaaaaaaache einfache Schlangenlinie, und wenn du nur zwei Meter vom Hufschlag wegkommst. Immer nur so viel wie maximal geht, ohne dass sie sich festmacht. Wenn die einfache SL klappt, dann wieder zurück auf den Zirkel und laaaaaaaaangsam verkleinern. Erstmal nur bis auf den zweiten/dritten Hufschlag.

Mit der besseren Seite anfagen und zu Beginn nicht zu oft Handwechsel. Erst die eine, dann die andere Seite.

Alle Übungen vorher im Schritt abreiten, damit sie und Du die Linien kennen. Und im Schritt gehts einfach leichter. Da kann man gut auch mal Anleihen bei Western- oder Klassikreitern nehmen - Balance kommt vor der Bewegung.

Wenn es gar nicht geht, im Stand Abkauübungen machen lassen. Anhalten, eine Hand HOCH und vor und stehen lassen bis sie nachgibt. Nicht ziehen! Nur die Hand hinstellen. Beim kleinsten Nachgeben totloben. Andere Seite, selbes Spiel.

@marcella
Danke fuer die Tipps!
Ich versuche schon, die gebogenen Linien schrittweise kleiner werden zu lassen, aber einem bestimmten Punkt macht Bolle dann dicht. Im Moment ist es eh sehr schwer, sie locker zu bekommen, sie rennt mir lieber unter dem Hintern weg, als sich mal fallen zu lassen. Aber vielleicht verkleinere ich zu schnell, das kann schon sein und ich werde heute mal vermehrt darauf achten, das langsamer zu machen.
Im Schritt bekomme ich sie ueberhaupt nicht locker, das muss ich erst ueber den Trab loesen, sonst mach ich den Schritt kaputt. Sie hat, wenn sie noch nicht locker ist, leider eine starke Tendenz zum Pass und ich hab Angst, da noch mehr kaputt zu machen.
Die Abkauuebungen finde ich sehr interessant. Wenn ich die Hand hebe, nehme ich mal an, muss ein leichter Druck aufs Gebiss entstehen oder wie kann ich mir das vorstellen? Kann man das auch direkt vor dem eigentlich Losreiten machen, also direkt nach dem Aufsteigen?

@Pundsi
Am Bein ist Bolle dann auch nicht, ganz im Gegenteil. Generell finde ich Vorwaertsdrang ja gut bei Pferden, aber teilweise bin ich nur noch am Bremsen. Ich muss Bolle dann zwingen, nicht zu heizen. Ist sie schoen locker, hab ich sie auch am Bein und das Tempo ist gut, aber dann fangen halt die Probleme mit der Biegung an.

Dann bleib von dem Punkt einfach weg, ab dem sie sich fest macht Du bist ihr kräftemäßig sowieso unterlegen, Druck erzeugt Gegendruck. Eine Binsenweisheit, ich weiß, dennoch muss man sich ständig dran erinnern. Immer so weit wie sie es locker macht, dann ein Miniminibizeli weiter und sofort wieder nachlassen. 10 cm können da viel sein. Sie braucht die Zeit und wenn Du sie ihr jetzt lässt, bekommst Du sie später tausendfach zurück.

Zu den Abkauübungen: Es entsteht kein direkter Druck - Du hast die Hand ja oben - sondern die Lage des Gebisses verändert sich. Tut nicht weh, ist aber "nicht bequem", es "ärgert". Damit es sich wieder bequem anfühl, muss das Pferd im Genick nachgeben. Tut sie das, gibst Du als Lob auch nach. Aber Achtung, es ist Geduld gefordert. Es kann durchaus sein, dass Du minutenlang stehst. NICHT aufregen und NICHT ziehen. Maximal aus dem Handgelenk das Gebiss ein bisschen "schütteln".

Man kann es auch direkt nach dem Aufsteigen abfragen, dann würde ich persönlich aber lediglich Stellung im Genick abfragen und keine Biegung.

Ich weiß, andere machen es anders, dies ist meine persönliche Vorgehensweise.

Ich muss mich wohl mal wieder selbst disziplinieren und wieder einen Schritt zurueck gehen, wie so oft. Aber ich wuerde mich wirklich freuen, wenn Bolle mal mit mir und nicht gegen mich arbeiten wuerde. Manchmal macht sie das sogar, und dann ist sie das rittigste und tollste Pderd der Welt, aber sosnt.....
Kann der Zuegel dann auch durchhaengen, wenn ich die Hand hebe? Eine leichte Verbindung ist dann doch sicherlich erforderlich, weil sich sonst die Lage des Gebisses auch nicht veraendert? Wie ich Bolle kenne, stehe ich heute erstmal 30 Minuten auf dem Platz rum und halte die Hand hoch. Und wenn ich das im Stand abfrage, soll ich da dann Stellung verlangen? Im Stand hiesse das dann ja, doch Druck auf dem Zuegel aufzubauen, da kann ich das ja schlecht mit dem Bein erhalten.
Entschuldige meine doofen Fragen, aber ich will ganz sicher gehen, dass ich das auch richtig mache.

Jaha *nick* Reiten lehrt Demut, bei Stuten sowieso. Die musst Du bitten, da darfst Du nichts verlangen.

Der Zügel darf nicht durchhängen, sonst kommt ja kein klares Signal an. Er soll leicht anstehen.

Du musst sogar Stellung verlangen, sonst ist die Übung ja sinnlos. Es ist dann kein Druck auf dem Zügel im herkömmlichen Sinne, Du bewegst das Gebiss ja dann mehr nach oben Richtung Maulwinkel als nach hinten-oben Richtung Lade. Versuch Dir mal die Linien zu verbildlichen, die dann der Zügel, Dein Arm und Bolles Kopf bilden.

Mit dem Bein machst Du genau nix. Diese Übung hat keinen gymnastischen Wert, sie ist rein erzieherisch und soll dem Pferd ein Aha-Erlebnis beschweren. Platt ausgedrückt: Wenn sie links zieht, soll ich den Kopf links tun, dann hört sie auf zu ziehen.

Natürlich ziehst Du nicht, klar. Aber das sollte beim Pferd ankommen: Signal links = ich muss links im Genick nachgeben, dann in ich ganz toll.

Danke fuer die tolle Beschreibung! Ist genau richtig, quasi fuer Doofe geschrieben, dann verstehe ich das auch.
Ich wollte das gestern auch ausprobieren, aber mittlerweile bin ich mir sicher, dass da irgendwas nicht stimmt. Auf der linken Hand geht Bolle total gegen die Hand und will sich partout nicht stellen lassen. Auf der rechten Hand laeuft sie ueber den inneren (!!) Schenkel weg und versucht da rumzukringeln, kann man ganz schlecht beschreiben. Dieses Vewrhalten ist selbst fuer Bolle nicht normal und irgendwas stimmt da nicht. Entweder sie hat eine Blockade oder der Sattel sitzt mittlerweile so bloed, dass sie das deswegen macht. Also werde ich erstmal diesbezueglich Ursachenforschung betreiben *seufz*.
Man soll ja auf sein Bauchgefuehl hoeren und das sagt mir jetzt wirklich, dass das nicht nur eine Art von Arbeitsverweigerung ist, da steckt wohl mehr hinter. Hoffentlich ist es "nur" der Sattel! Jetzt hab ich direkt wieder ein schlechtes Gewissen und denke, sie koennte vielleicht Schmerzen haben.
Aber meint ihr wirklich, Bolle wuerde mir irgendwann irgendwas schenken?? Das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen!
Na jedenfalls habt ihr schon recht, ich muss mal wieder einen Schritt zurueck gehen und denken.

Wenn Du die Hand nach innen führst, übst Du Druck auf die Lade aus und veränderst die Lage des Gebisses zum Unguten. Das Mittelstück liegt nicht mehr mittig. Du kommst automatisch ins Ziehen.

Wenn Du die Hand nach vorne-oben nimmst, kannst Du gar nicht ziehen, Du sendest lediglich ein Signal an den Maulwinkel. Immernoch deutlich genug fürs Pferd, aber nicht mit Schmerzen und Druck verbunden.

Gala, früher hatte man auch keinen Strom und kein fließendes Wasser

NATÜRLICH musst Du außen loslassen wenn Du innen abkauen lassen willst

Nochmal, ganz wichtig, es geht speziell bei den Abkauübungen NICHT um Gymnastizierung, sondern um Erziehung. Das Pferd lernt, auf bestimmte Signale etwas bestimmtes Auszuführen. Deshalb musst Du Stellung und Biegung in der Bewegung trotzdem erarbeiten. Aber wenn Du dann innen ein Signal gibst, weiß das Pferd, was es tun soll.

Zur tiefen Hand - das ist einfach überholt und stimmt so nicht. Natürlich soll man nicht mit der Hand das Pferd aufrichten. Aber eine nach unten gedrückte Hand zieht einen steifen Ellbogen mit sich, dadurch bist Du automatisch hart in der Hand. Bei locker etwas weiter oben getragener Hand mit abgewinkeltem Ellbogen, der locker federt, bis Du viel weicher, weil Du die Bewegung des Pferdes besser aufnehmen kannst.

@marcella: hohe hand kenne ich auch und ich muss sagen (obwohl ich es selbst nich mache aus angst es falsch zu machen) dass nes bei meiner bekannten super toll klappt! aber sie hat mir auch was von V (?) händen erzählt, wobei man die (beiden) hände weiter seitlich führt... ist das was völlig anderes als gala meint oder hab ich es komplett falsch in erinnerung? Du kannst das schön erklären finde ich