Das Reiterhippodrom
#1

Dressur pervers

in Springen und Dressur 01.08.2005 13:04
von Lieschen • Goldenes Reitabzeichen | 11.022 Beiträge | 11117 Punkte

Haben außer mir noch andere den Artikel über die Ausbildungsmethoden meiner Lieblingsdressurreiterin Anky van Grunsven in der St. Georg gelesen?

Ich war entsetzt. Das ist zwar nicht der erste Artikel dieser Art, aber dieser hat mich besonders tief getroffen, da er doch sehr reich bebildert war und weil ich mich über die Aussagen von Sjef jansen so aufgeregt habe (Ausbilden nach klassischen Grundsätzen macht Pferde kaputt...)

und vor allem habe ich jetzt endlich die Antwort darauf, weswegen AvGs Pferde so zackig piaffieren und passagieren. Ich hatte immer schon vermutet, dass da manipuliert wird, aber diese Sache mit den Schuhen fand ich doch absolut daneben.

Wenn ein Pferd eine schlechte Vordebeintechnik hat, dann muss man sich damit abfinden und bitteschön nicht anfangen, flaschenzugartig die Beine in die Waagerechte zu bewegen, haben diese Leute nicht verstanden, was Dressurreiten ist?

Inzwischen ist AvG ja wohl vor dem LG Hamburg gegen den Artikel vorgegangen und hat per einstweiliger Verfügung recht bekommen, die St. Georg darf das Thema nicht mehr weiter verfolgen.

Die FN hat inzwischen auch Stellung genommen:


Hagen am Teutoburger Wald - Stellungnahme der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) zum Bericht „Dressur pervers“ des Reitsportmagazins St. Georg (Ausgabe 8 / 2005) sowie des sich darauf beziehenden Artikels in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 30. Juli 2005:

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung verurteilt sämtliche in den oben erwähnten Artikeln dargestellten Praktiken zum Training von Dressurpferden, die nicht mit den Richtlinien für Reiten und Fahren sowie den „Ethischen Grundsätzen des Pferdefreundes“ oder den Bestimmungen der Leistungs-Prüfungs-Ordnung (LPO), dem Regelwerk für den nationalen Turniersport, in Einklang stehen.

Bei den Europameisterschaften Dressur in Hagen wurden keine der in den Artikeln erwähnten Praktiken beobachtet.

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung geht davon aus, dass der Spitzendressursport in ihrem Einflussbereich die in den Artikeln erwähnten mechanischen und elektrischen Instrumente nicht verwendet. Eine Verwendung dieser Instrumente würde gegen die Richtlinien für Reiten und Fahren sowie die „Ethischen Grundsätze des Pferdefreundes“ verstoßen und bei Nachweis den unverzüglichen Ausschluss von der Kaderzugehörigkeit sowie gegebenenfalls weitere Sanktionen nach sich ziehen.

Trainingsmethoden mit starkem „Aufrollen“ und „Abstellen“ des Pferdehalses wurden in der Geschichte des Reitsportes wiederholt propagiert. Die für den nationalen Bereich verbindlichen Richtlinien für Reiten und Fahren sowie die klassische Lehre und Fachliteratur, aus denen die Richtlinien entwickelt wurden, hat diese Praktiken als falsch erkannt. Derzeit wird auf internationaler Ebene um diese Methode wiederum intensiv diskutiert. Basierend auf den Erkenntnissen der Richtlinien für Reiten und Fahren vertritt die Deutsche Reiterliche Vereinigung weiterhin die Auffassung, dass das übermäßig starke „Aufrollen“ und „Abstellen“ des Pferdehalses eine Irrlehre ist. Gemeinsam mit der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (Föderation Equestre Internationale, FEI) wird die Thematik in den zuständigen Gremien aufgearbeitet. Hierzu werden zur Zeit die einschlägigen wissenschaftlichen Grundlagen gesammelt, analysiert und ergänzt.

Verstöße gegen die Grundsätze der Richtlinien für Reiten und Fahren, die „Ethischen Grundsätzen des Pferdefreundes“ oder die LPO werden, unabhängig davon, ob sie auch gegen das wesentlich toleranter gefasste Tierschutzgesetz verstoßen, auch weiterhin von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung mit den zur Verfügung stehenden Mitteln geahndet.

Der Verband stellt sich seiner Verantwortung für das Pferd. Daneben muss sich jedoch auch jeder Reiter und Ausbilder seiner persönlichen Verantwortung gegenüber dem Pferd bewusst sein. Von dieser persönlichen Verantwortung kann und will der Verband niemanden entbinden.

Die Deutsche Reiterliche Vereinigung ist sich bewusst, dass bei der Erhaltung der Grundsätze der klassischen Ausbildung sowie des Trainings und der Prüfung von Dressurpferden den Kaderreitern, Ausbildern und Turnierrichtern eine Rolle mit besonderer Verantwortung zukommt.

Quelle: http://www.engarde.de

ich bin ja mal gespannt, ob sich da was tut!


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#2

RE:Dressur pervers

in Springen und Dressur 01.08.2005 13:15
von Gala • Goldenes Reitabzeichen | 18.403 Beiträge | 18993 Punkte

Ich habe auch gerade einen Interessanten Text gefunden

[qoute]29. Juli 2005 Welch feine Gesellschaft die Dressurreiterei doch ist. Man gibt Küßchen links und rechts, trägt Frack und Zylinder, Haarnetz und Krawattennadel sind immer noch en vogue. In gedämpftem Ton wird am liebsten über unverfängliche Themen geplaudert.


Doch was ist das? Immer häufiger wenden sich die Leute in Grüppchen ab und fangen an zu tuscheln. Besonders am Rande der Abreiteplätze, wo sich die Reiter auf ihre Prüfungen vorbereiten, entbrennen Diskussionen. Das Dressur-Publikum begehrt auf gegen die rüden Trainingsmethoden, die ungeniert und ungestraft vorgeführt werden. Erfahrene Pferdeleute fangen an, aufsichtführende Stewards zur Rede zu stellen, und Schulkinder wollen wieder nach Hause, nachdem sie gesehen haben, wie einzelne Reiter ihre Pferde mit Zwangsmaßnahmen ihrem Willen unterwerfen.

Übertriebenes „Aufrollen” des Pferdehalses

Pünktlich zur Europameisterschaft, die zur Zeit in Hagen am Teutoburger Wald stattfindet, hat die Fachzeitschrift "St. Georg" unter dem Titel "Dressur pervers" in Text und Bild das bisher krampfhaft verdrängte Thema ans Licht der Fach-öffentlichkeit geholt. Die Reaktion bei Reitern, Ausbildern und Richtern ist bezeichnend. Erst einmal wollen alle "in Ruhe" die Europameisterschaften hinter sich bringen. Dann will man sich des unerfreulichen Themas mit Hilfe einer Arbeitsgruppe der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) annehmen.

Neben Sporenstich und Gertenhieb, brutalem Reißen im Maul oder erbarmungslosem Strafexerzieren steht vor allem eine Gepflogenheit in der Kritik, die für Außenstehende nur schwer zu beurteilen ist, von vielen Fachleuten aber als tierschutzwidrig angesehen wird: Das übertriebene "Aufrollen" des Pferdehalses. Besonders die Reiter aus der Schule des niederländischen Nationaltrainers Sjef Janssen fallen damit auf. Etwa Janssens Frau, die zweimalige Olympiasiegerin Anky van Grunsven, sowie Edward Gal und Laurens van Lieren, die in Hagen endlich den siegreichen Coup gegen die deutschen Dauersieger landen wollten. Über längere Phasen wird dabei der Pferdehals so stark nach unten gebogen, daß die Nüstern fast die Brust berühren. "In die Brust beißen" nennen Reiter diese Haltung, die das Pferd zu totaler Unterwerfung zwingt.

Entrüstete Zuschauer

In der Natur kommt ein solches Extrem nicht vor. Laut Janssen stellt diese Übung aber eine Art Stretching für Pferde dar. Kritiker wenden ein, daß sie den Grundsätzen der Pferdeausbildung widerspricht. Nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel" soll das Pferd eigentlich nach sorgfältigem Training auf natürlichem Wege eine Haltung einnehmen, die zu einer Rundung des Halses führt - allerdings soll dabei das Genick den höchsten Punkt bilden und der Kopf nicht hinter die Senkrechte genommen werden. Das Aufrollen des Halses, das durch übertriebenes Treiben und Zügeln erreicht wird, gilt vor diesem Hintergrund als unreiterliche Methode, die einem Pferd schmerzhafte Dauerschäden zufügen kann. Allerdings macht sie in dem Maße Schule, wie die betroffenen Pferde im Wettkampf punkten. So wurde Anky van Grunsven mit ihrem Olympiasiegerpferd Salinero erst im April unter Begeisterungsausbrüchen der Richter Weltcupsiegerin vor ihrem Musterschüler Edward Gal mit Lingh.

Eine Episode am Rande dieses Wettbewerbs in Las Vegas zeigt, wie empfindlich die Beteiligten auf das Thema reagieren. Entrüstete Zuschauer machten dort einen Steward auf van Grunsvens Trainingspraxis aufmerksam, der auf eine Ermahnung hin erst einmal einen wütenden Ausbruch von Trainer Janssen ertragen mußte. Janssen entschuldigte sich später dafür. Doch das Problem ist nicht nur ein niederländisches. In Aachen 2004 gab es Ermahnungen für Anky van Grunsven und Isabell Werth. Im Jahr zuvor für Martin Schaudt, zu offiziellen Verwarnungen konnten sich die Funktionäre allerdings nicht durchringen. Werth und Schaudt sind in Hagen nicht am Start. Die eine hat mit ihrem Pferd Satchmo massive Gehorsamsprobleme, der andere trägt mit seinem Weltall Kämpfe aus, die gerne mit dem Begriff "zwischen Genie und Wahnsinn" beschönigt werden.

Nachhilfe mit elektrischem Strom

Mariette Withages, die Vorsitzende des Dressurausschusses in der FEI, zieht sich bei solchen Fragen auf die Richterrolle zurück. Wer die Ritte im Wettkampf-Viereck benotet, ist die Meinung der Belgierin, sollte die Vorbereitung besser gar nicht sehen, damit sie nicht aus Versehen in die Wertung einfließt. Dafür möchte sie den Einfluß der Stewards auf dem Abreiteplatz vergrößern. Eine mit Wissenschaftlern besetzte FEI-Arbeitsgruppe soll den Leuten dafür die nötigen Maßstäbe an die Hand geben. Wo endet konsequente Ausbildung, wo beginnt der Verstoß gegen den Tierschutz? Daß die hochqualifizierten Ausbilder in Pferdeländern wie Deutschland und den Niederlanden, die eigentlich die reine Lehre vertreten sollten, dazu nicht mehr herangezogen werden, sagt einiges über das Zutrauen der Offiziellen zu den gut verdienenden Profi-Trainern.

Das ist aber noch nicht alles. Unter Bezug auf anonyme Quellen prangert der "St. Georg" weitere tierquälerische Methoden im Dressurreiten an, ohne sie speziellen Reitern zuzuordnen: Nachhilfe mit elektrischem Strom etwa, oder Ruhigstellen durch Wasserentzug. Oder gar eine in der Ausbildung von niederländischen Friesenpferden entwickelte Riemenkonstruktion, die ein Pferd an der Longe zwangsweise piaffieren läßt. "Ich wußte, daß es so etwas gibt", sagt Mariette Withages, "aber ich habe es noch nie gesehen." Da wird es höchste Zeit, daß die Verantwortlichen endlich die Augen aufmachen.
[/qoute]


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#3

RE:Dressur pervers

in Springen und Dressur 01.08.2005 15:09
von Special • Goldenes Reitabzeichen | 13.576 Beiträge | 13720 Punkte

ist die neu rausgekommen, bzw. kann man die noch kaufen?


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#4

RE:Dressur pervers

in Springen und Dressur 01.08.2005 16:19
von Lieschen • Goldenes Reitabzeichen | 11.022 Beiträge | 11117 Punkte

ja, das ist das August Heft.

beeilen musst du dich mit dem kaufen, denn die wird wohl aus dem Handel genommen werden müssen wege des Urteils...


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#5

RE:Dressur pervers

in Springen und Dressur 10.08.2005 06:55
von Gala • Goldenes Reitabzeichen | 18.403 Beiträge | 18993 Punkte

Ich habe mich natürlich noch mit meiner RL darüber unterhalten*gg*

Dabei muss ich sagen, das sie mir wiedermal erstaunliche Sachen aus der Dressursparte erzählt hat, die ich überhauptnicht kenne Wie auch jahrelanger Springreiter, da weiß ich wohl was alles gemacht werden kann...

Sie sagte aber auch sowas ähnliches wie Lieschen schon irgendwo, der Erfolg gibt den Reitern nunmal recht und denn das Puplikum klatscht wenn AVG in die Bahn reitet und es wieder verlässt, zum Schluss je nachdem die Prüfung gelaufen ist!

Aber was hinter den Kulisen ist, kommt nie raus! Zb. wen interessiert es das den Pferden Fahrradketten unter die Bandagen festgemacht wird und wenn es dann an die Passage oder in die Piaffe geht, dann wird schön mit einem Stock gegen die Beine gekloppft Das tut bestimmt sehr weh! Aber es macht fast jeder, eben weil die Züchtung auf die Lappenaustreter geht und die Reiter die Pferde kaum noch dazu bekommen sich schön abzuwinkeln im Hinterbein..
Traurig aber wahr..


zuletzt bearbeitet 10.08.2005 07:00 | nach oben springen

#6

RE:Dressur pervers

in Springen und Dressur 30.08.2005 08:40
von Gala • Goldenes Reitabzeichen | 18.403 Beiträge | 18993 Punkte

Nun möchte ich euch auch nicht das Interwiev von Holger Schmerer vorenthalten zu dem Thema..

http://www.faz.net/s/Rub9CD731D06F17450C...n~Scontent.html


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