Das Reiterhippodrom

#1

Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 04.10.2012 17:59
von 147inertiacreeps • Reitlehrer | 5.423 Beiträge | 5619 Punkte

Zwar nicht aus aktuellem Anlass, aber s.o.
Was passiert denn eigentlich, wenn man einfach nichts ändert, außer z.B. nicht zu reiten. Keine Therapie durch Tierarzt, keine Boxenruhe, keine kontrollierte Bewegung usw.
Ist es dabei erheblich, welche Sehne betroffen ist?

Ich habe schon gegoogelt, finde aber keine für mich zufriedenstellende Antwort.


Zahme Vögel singen von Freiheit. Wilde Vögel fliegen.

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#2

RE: Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 04.10.2012 19:32
von Sunny • Reitlehrer | 7.280 Beiträge | 7289 Punkte

Ich denke, es kommt zum einen darauf an, welche Sehne und zum anderen, was für ein Schaden. Ein Faserriss, Teilabriss oder Abriss wird ohne richtige Behandlung durch den TA und Mitarbeit des PB - also Boxenruhe, langsames Antrainieren etc. - nicht heilen, mMn. Zumindest nicht so, dass das Pferd wieder normal belastbar ist. Bei Zerrungen, Überdehnungen o.ä. kann es auch ohne Therapie wieder besser oder auch gut werden. Kann, muss aber nicht.


zuletzt bearbeitet 04.10.2012 19:32 | nach oben springen

#3

RE: Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 04.10.2012 19:41
von Just for fun • Turnierreiter | 3.541 Beiträge | 3548 Punkte

Das muss (gott sei dank) nicht stimmen, Sunny.
Kann, muss aber nicht.

Natürlich ist die Progmose stark vom Schweregrad der Verletzung abhängig.

Durchaus kann eine unbehandelte (und unbelastete!) Sehnenverletzung ausheilen. Das sich so bildende Narbengewebe ist evtl sogar belastbarer. Was definitv NICHT funktionieren kann, ist ohne behandlung und ohne gleichmäßig mögliche bewegung, dann verklebt das naebengewebe und das pferd wird nie mehr schmerzfrei belasten koennen.


„Takt ist eine schreckliche Sache - wenn man ihn nicht hat, regt sich jeder auf,
wenn man ihn hat, merkt das kein Mensch“
(Shirley McLaine)

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#4

RE: Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 04.10.2012 19:53
von 147inertiacreeps • Reitlehrer | 5.423 Beiträge | 5619 Punkte

Dass das Gewebe (wieder) belastbar wird bzw. belastbarer setzt aber ruhige und kontrollierte Bewegung voraus? Was ist, wenn "alles außer reiten" gemacht wird, sprich das Pferd sich auf der Koppel oder im Freilauf ordentlich ausbockt usw., sprich eben nicht kontrolliert?
Anders gefragt: kann ein Sehnenschaden verursachen, dass ein Pferd eingeschläfert werden muss oder wird es "nur" unbelastbar, sprich kann Beistellpferd o.Ä. werden?

Was passiert beim Extremfall, also die Sehne ist komplett durch, kann da trotzdem was heilen und das Pferd wieder voll belastbar werden?


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#5

RE: Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 04.10.2012 20:07
von Sunny • Reitlehrer | 7.280 Beiträge | 7289 Punkte

Just, ich bin von der Frage

Zitat
Was passiert denn eigentlich, wenn man einfach nichts ändert, außer z.B. nicht zu reiten. Keine Therapie durch Tierarzt, keine Boxenruhe, keine kontrollierte Bewegung usw.

ausgegangen. *g*
Du schreibst ungefähr dasselbe

Zitat
Was definitv NICHT funktionieren kann, ist ohne behandlung und ohne gleichmäßig mögliche bewegung,

naja, ungefähr *g*

147, jede erneute Belastung durch unkontrollierte Bewegung kann den Schaden verschlimmern, d.h. bis zur dauernden Unbrauchbarkeit des Pferdes. Wenn das Pferd trotz des Sehnenschadens schmerzfrei (!) laufen kann, könnte es durchaus als Beistellpferd leben. Wird aber immer ein Risikopatient sein.


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#6

RE: Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 04.10.2012 20:19
von 147inertiacreeps • Reitlehrer | 5.423 Beiträge | 5619 Punkte

OK, hatte auch Justs letzten Absatz überlesen..

Danke euch!


Zahme Vögel singen von Freiheit. Wilde Vögel fliegen.

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#7

RE: Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 04.10.2012 21:19
von Just for fun • Turnierreiter | 3.541 Beiträge | 3548 Punkte

Das ist so bisschen durcheinander geworfen jetzt. Ich versuch mal, zu sortieren... ;-)

Zitat von 147inertiacreeps im Beitrag #4
Dass das Gewebe (wieder) belastbar wird bzw. belastbarer setzt aber ruhige und kontrollierte Bewegung voraus? Was ist, wenn "alles außer reiten" gemacht wird, sprich das Pferd sich auf der Koppel oder im Freilauf ordentlich ausbockt usw., sprich eben nicht kontrolliert?

Wichtig ist die gleichmäßige Bewegung, da darf schon mal ein Sprint oder ein "ausbocken" dabei sein, also kontrolliert muss die Bewegung nicht sein, aber eben möglichst häufig.
Ich betreue/begleite gerade eine ältere Stute, die im akut Zustand (wenige Tage nach der Verletzung, lt. Sono sind 60% der oberflächlichen Beugesehne ab) unter etwas Sedativum "ausgewildert" wurde. Nach 3 tagen wurde das vetranquil ausgeschlichen und seither geht sie mit einer ruhigen Gruppe 8 bisn10 stunden auf die koppel. Sie ist nach nun 3 wochen lahmfrei. Ziel ist hier allerdings schmerzfreies koppelpferd - ich denke, das ist machbar....

Zitat

Anders gefragt: kann ein Sehnenschaden verursachen, dass ein Pferd eingeschläfert werden muss oder wird es "nur" unbelastbar, sprich kann Beistellpferd o.Ä. werden?


Es ist ja immer "Ermessenssache", wann man sich zur Tötung entschließt, der eine tut's, weils Pferd nicht mehr im Sport eingesetzt werden kann, der nächste tut's, weils Pferd nicht mehr reitbar ist, der dritte tut's, weils Pferd auch auf der weide schmerzen hat. Also kann man nicht pauschal sagen, Sehnenschaden führt zur Nottötung - ja oder nein.

Zitat
Was passiert beim Extremfall, also die Sehne ist komplett durch, kann da trotzdem was heilen und das Pferd wieder voll belastbar werden?


Ich würde mich trauen, zu behaupten, nach einem vollständigen Niederbruch (komplett durch, also ab) kann das Pferd nicht mehr voll belastbar werden, schnerzfrei ja, aber keine sportliche nutzung mehr.


„Takt ist eine schreckliche Sache - wenn man ihn nicht hat, regt sich jeder auf,
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(Shirley McLaine)

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#8

RE: Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 05.10.2012 07:08
von Lieschen • Goldenes Reitabzeichen | 11.022 Beiträge | 11117 Punkte

ich kenne schon Pferde, die nach einem vollständigen Sehnenabriss wieder leicht reitbar waren, allerdings sind die umgehend behandelt und operiert worden.

Ansonsten hängen die Heilungschancen ohne Behandlung und "Schonung" sicher vor allem davon ab, wie die Belastung, der das Pferd ausgesetzt wird, aussieht.
Geht das Pferd nur täglich auf die Weide und wird ansonsten leicht ausgeritten und leicht dressurmäßig gearbeitet, hat ein Sehnenschaden sicherlich gute Chancen, auch ohne Behandlung auszuheilen. Jedenfalls kenne ich zumindest 2 Pferde, wo ewig kein Sehnenschaden diagnostiziert wurde (wegen Unfähigkeit des Tierarztes) und als der endlich diagnostiziert wurde, war er der Schaden schon am Abheilen.

Werden aber wilde Jagden geritten und gesprungen, sieht es eher schlecht aus.

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#9

RE: Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 05.10.2012 08:56
von oxford • Großes Hufeisen | 329 Beiträge | 340 Punkte

Wieso sollte man einen Sehnenschaden, denn nicht behandeln? Zumindesten die ersttherapie kostet ja im Verhältnis nicht die Welt? Ich versteh solche fragen nie.

Aber es gab mal eine amerikanische Studie, wo die Sehnen von toten Wildpferde angeschaut wurden. Interessant war dabei, dass sehnenschäden zum einen im Vergleich zum Haus und Sportpferd viel weniger auftraten und zum anderen das narbengewebe eine bessere Qualität hatte. (eben nicht verklebt war, wie just das schon erwähnte) diese Wildpferde wären wohl wieder voll einsetzbar gewesen. Übertragbar aufs ottonormal Sportpferd ist die Studie aber wohl nicht.


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#10

RE: Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 05.10.2012 09:27
von Lieschen • Goldenes Reitabzeichen | 11.022 Beiträge | 11117 Punkte

Zitat von oxford im Beitrag #9
Übertragbar aufs ottonormal Sportpferd ist die Studie aber wohl nicht.


Weißt du noch, warum nicht?

Ich hatte zum Glück noch nie ein Sehnenpferd, aber in Pensionsställen bekommt man ja schon einiges mit. Auch nach langem Nachdenken, fällt mir gerade kein Pferd ein, was weggestellt wurde und dann nach einem Jahr nicht wieder voll belastet werden konnte.
Dagegen kenne ich diverse konservativ mit Stehen und Führen behandelte Pferde, die ewig nicht wieder wurden und wo erst eine Weideauszeit den gewünschten Erfolg gebracht hat.
Nach diesen Erfahrungen wäre "ab auf die Weide" nach ggf. vorheriger Behandlung immer die Therapie der Wahl.

Allgemein bin ich immer wieder erstaunt, seit ich hier im Norden stehe, wo es vollkommen normal ist, dass alle Pferde ganzjährig im Herdenverband auf die Weide rausgehen, wie wenig Beingeschichten aller Art wir in den Ställen haben. Da war ich aus B anderes gewöhnt.

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#11

RE: Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 05.10.2012 09:27
von Gelöschtes Mitglied
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Oxford, das Ergebnis dieser Studie ist nicht überraschend, oder? Hier wurde ja auch schon geschrieben, dass stetige kontrollierte Bewegung zu einer sehr guten Heilung von Sehnenschäden führt, weil das Narbengewebe nicht verklebt.

Rhea, es geht um Louis, oder? Wird er immernoch nicht behandelt?

LG
Dani2

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#12

RE: Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 05.10.2012 09:35
von melanie2776 • Goldenes Reitabzeichen | 16.417 Beiträge | 16645 Punkte

Wir habe im Moment im Bekanntenkreis einen Fall..

Loch in der Sehne vorne, dann Fesselträger hinten und nun anderseitig Loch in der Sehen. Zu Anfang der Behandlung haben einige geraten das Pferd auszuwildern. Wollten sie nicht, also wurde der geführt. Inzwischen führen sie seit 16 Monaten und alle sind mega frustriert, Besitzer, Pferd, Stallbetreiber...

Jetzt wollen sie ihn im Herbst auswildern damit man im Frühjahr wieder damit anfangen kann.

Needless to say das der Gruppenhaltung auf der Weide nicht kennt und normalerweise ab August nächtens mit Decke rumrennt...

Ich denke wenn man den sofort ausgewildert hätte und ein halbes Jahr nicht hingeschaut hätte wäre der schon längst wieder reitbar.

Übrigens... Lieschen... ich kenne ein Fürhpferd das wieder geworden ist. Meine Dorina. Aber da wars auch nur ein 25%iger Abriss. Die konnte man damals auch nicht auswildern wegen Witterung und frisch geschoren und so.


Sonnigen Gruß
Melanie

Ungeduld ist ein schnelles Pferd mit einem schlechten Reiter

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#13

RE: Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 05.10.2012 09:39
von marcella • Turnierreiter | 3.031 Beiträge | 3031 Punkte

Ich kenne übrigens ein Pferd mit komplettem Abriss einer Sehne im Sprunggelenk (aber die nach oben, also nicht die Achillessehne, ich weiß leider nicht wie die heißt?), der wurde als operiertes Führpferd wieder. Und ein weiteres, das erst links und dann aus Blödheit beim Wiederantrainieren rechts einen Sehnenschaden hatte (vorn), der wurde auch als Führpferd wieder. Das ist beides aber gut 20 Jahre her, da kam man auf die Auswilderungsidee gar nicht.

Weil ich selbst aber sehr genau weiß, wie strapaziös für alle Beteiligten eine Schrittführrekonvaleszenz ist, würde ich mir das nie im Leben antun, ich würde immer auswildern und auf Doc Green hoffen, wohl wissend, dass es da ein Risiko gibt.


_____________________________________________________

Ich bin kein Klugscheißer. Ich weiß es wirklich besser.

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#14

RE: Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 05.10.2012 09:52
von Lieschen • Goldenes Reitabzeichen | 11.022 Beiträge | 11117 Punkte

ich kenne natürlich auch Führpferde, die wieder geworden sind. Sogar einige. Aber mit Unmengen an Nerven für die Besitzer, viel Sedalin, Vetranquil oder was auch immer.
Und eben auch einige, bei denen es genau so abgelaufen ist, wie von Melanie geschildert. Nach anderthalb Jahren wurde dann doch ausgewildert.

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#15

RE: Was passiert, wenn ein Sehnenschaden nicht (falsch) therapiert wird?

in Krank was tun? 05.10.2012 09:55
von melanie2776 • Goldenes Reitabzeichen | 16.417 Beiträge | 16645 Punkte

Muss ich für mein Dorinchen doch mal ne Lanze brechen... die habe ich von Dezember bis April geführt und die hat nicht einmal Sedalin gebraucht. Nur mit Trense... völlig problemlos.


Sonnigen Gruß
Melanie

Ungeduld ist ein schnelles Pferd mit einem schlechten Reiter

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